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Half Past Four: Finding Time (Review)

Artist:

Half Past Four

Half Past Four: Finding Time
Album:

Finding Time

Medium: CD/Download
Stil:

Progressive Rock

Label: Eigenpressung/Just For Kicks
Spieldauer: 34:05
Erschienen: 25.07.2025
Website: [Link]

„Wenn Sie Ihren Prog mit Verstand, Herz und einem leicht schelmischen Grinsen mögen, dann ist HALF PAST FOUR genau das Richtige für Sie – und noch mehr.“ (HALF PAST FOUR unter ihrer Homepage)

Alles klar: Es ist nicht etwa fünf vor zwölf, sondern halb fünf.
Gut zu wissen.
Denn die Kanadier von HALF PAST FOUR sind fortschrittliche und mutige Wilderer zwischen Prog, Folk, Funk, Jazz, Artrock, Klassik, Blues und sonstwas. Irgendwie haben's ihnen dabei ein ZAPPA und sicher auch BENT KNEE angetan. Allerdings fragt man sich bei dieser stilistischen Vielfalt hinter „Finding Time“ dann doch, warum diese Scheibe schon nach knapp 35 Minuten vorbei ist. Und auch, warum der Gesang bei dieser viel zu kurzen Laufzeit zudem noch so deutlich überbetont wird. Dass Sängerin Kyree Vibrants Stimme mitunter in gewissen Momenten auch etwas gewöhnungsbedürftig klingt, macht diese Tatsache nicht wirklich besser. In anderen Momenten gibt’s hingegen unglaubliche Parallelen – doch dazu später...


...Oder doch gleich. Denn das Promo-Schreiben wirft die einerseits gewagte These auf und führt dann andererseits den doch zutreffenden Hinweis in puncto KATE BUSH ins Feld. Den erkennt man die ersten vier Songs überhaupt nicht und daher erscheint diese Parallele über zwei Drittel des viel zu kurzen Albums mehr als gewagt. Denn an die Qualität einer Bush scheint Kyree Vibrant niemals heranzureichen – bis zu dem tatsächlich verblüffenden „Branches“. Denn hier versucht sie tatsächlich die unvergleichliche Bush zu imitieren – und macht das recht gut. So kommt einem auch die großartige Courtney Swain von BENT KNEE zusätzlich in den Sinn. Doch im Endeffekt kommt die Kanadierin an beide (noch) nicht heran.


Dafür ist in dieser 35-Minuten-Kürze hinter „Finding Time“ tatsächlich auch musikalische Kurzweile angesagt, die den Hörer vom einen in den anderen überraschenden Stilwechsel schubst, der sich währenddessen wahrscheinlich mitunter die Augen und Ohren reibt. Allerdings ist bei dieser Ideenvielfalt wirklich kaum zu verstehen, warum HALF PAST FOUR sich nicht mehr Zeit für ihre komplexen Kompositionen nehmen und diese auch mal in längeren Stücken ausleben. Genug schräge Taktarten oder glattweg klassisch anmutende Passagen haben sie dafür ja bereits auf „Finding Time“ Unmengen parat.

Und daher darf ein weiteres Zitat aus der Biografie unter der Band-Homepage nicht fehlen, wenn es dort heißt: „Die Kanadier sind seit fast zwei Jahrzehnten stolz auf ihre genreübergreifenden Kompositionen und verbinden Progressive Rock mit Jazz, Klassik, Metal, Folk, Funk sowie gelegentlichen musikalischen Überraschungen. Mal ist es die klassische Crimson-Präzision, mal ein cartoonhaft-funkiger Umweg, der einem Zappa-Fiebertraum würdig ist.“


Das passt durchaus, wirkt manchmal aber etwas überladen und zu streng gerafft, so als hätte man im Aufnahmestudio nicht genug Zeit zur Verfügung gestellt bekommen und deshalb alles, was einem da am progressiven Herzen liegt, in die kurzen Stücke gesteckt und gerafft, um zu beweisen, was man doch draufhat, um am Ende „Underbelly“ sogar mit einem jammenden Jazz-Ausflug abzuschließen, für den ebenfalls gilt: In der Kürze liegt die Würze!


Nun ja. Gerade das ist eine Weisheit, die eigentlich nicht für den Progressive Rock angewendet werden sollte, denn hier gilt doch eher: Die wahre musikalische Leidenschaft beweist sich in den Longtracks!
In diesem Sinne kommt nach „Finding Time“ eine echte Vorfreude auf das nächste Album auf, das in hoffentlich jeder Beziehung länger ausfällt und vielleicht den Titel „Finding More Time“ trägt.
Schön wär's!


FAZIT: Die progressiven Kanadier HALF PAST FOUR verblüffen auf ihrem sehr kurz ausgefallenem und spärlich gestalteten (aufklappbares Digipak ohne Booklet) Album „Finding Time“ mit großartigen komplexen Kompositionen und reichlich weiblichem Gesang, der es sich in einem Song („Branches“) nicht nehmen lässt, den (gelungenen) Versuch einer KATE BUSH-Imitation darzubieten. Vielfalt, die beeindruckt und eine Fusion aus Progressive Rock mit Jazz, Klassik, Metal, Folk, Funk darstellt. Leider fehlt es bei so viel Komplexität an dem einen oder anderen spannenden Longtrack und nach schon 34 Minuten ist Schluss mit der musikalischen Zeitsuche. In diesem Falle hätten sich HALF PAST FOUR auf die Suche nach doch etwas mehr Zeit für ihr „Finding Time“ begeben sollen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 194x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Tomorrowless
  • Far Away Here
  • Shake Your Head
  • Igguana
  • Branches
  • Underbelly

Besetzung:

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