Dass das neue Album von MOLLY TUTTLE in Nashville aufgenommen wurde, lässt sich mit keinem Ton verleugnen: Auf „So Long Little Miss Sunshine“ trifft Country mit verträumtem Gesang auf atemberaubende Gitarren Fingerpicking-Fähigkeiten. Mit ihrer Band GOLDEN HIGHWAY ist MOLLY TURTLE bereits ordentlich durchgestartet und hat bereits zwei Grammy-prämierte Alben einspielt. Und nun wandert sie erstmalig auf Solo-Pfaden und auch das trifft voll ins Schwarze oder besser gesagt: ins Herz.

In den zwölf Songs des Albums (davon ein wunderbar entschleunigte Coverversion des ICONA POP Hits „I Love It“) werden wir entkrampft in die Welt des Country und Bluegrass entführt. So möchte man sich bei „Rosalee“ umgehend auf ein Pferd schwingen und mit besungener Dame in Richtung Sonnenuntergang reiten. Bei „Easy“ fühlt man sich gleich wie der Songtitel und sieht sich im Schaukelstuhl auf der Veranda entspannt vor sich hinträumen. Und in „Old Me (New Wig)“, dessen Harteilvariationen sich auch auf dem Cover des Albums bewundern lassen, geht es eher stampfend-bluesig zu und man möchte sich gleich ein Bier in einer Country-Bar bestellen.

Und dass TUTTLE Gitarre (und Banjo) spielen kann, hat sie auch Schwarz auf Weiß: Als erste Frau wurde die Künstlerin 2017 mit dem International Bluegrass Music Award als „Guitar Player of the Year“ ausgezeichnet. Wer sich davon überzeugen möchte, der höre nur in „The Highway Know” rein, hier rasen die Finger mit atemberaubender Geschwindigkeit über das akustische Gitarrengriffbrett. Aber sie kann nicht nur schnell, sondern auch sehr geschmackvoll und tief emotional, wie ihr Spiel in „That’s Gonna Leave A Mark“ zeigt, das sehr groovy die schöne, poppig-melodiöse Gesangsmelodie ergänzt. Und wer bei dem Refrain von „Oasis“ nicht seinen (oder seine) Liebste(n) in den Arm nehmen möchte, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Wunderschön gesungen, perfekt von der Gitarre eingerahmt und von einer tollen Band feinfühlig in Szene gesetzt.

FAZIT: „So Long Little Sunshine” von MOLLY TURTLE ist der perfekte Soundtrack für einen lauschigen Sommerabend. Zwölf verträumte Country-/ Bluegrass-Nummern dargeboten von einer schönen Stimme, deren Hände darüber hinaus auch die perfekte und virtuose Begleitung auf der Gitarre zaubern. Dazu eine Band, die den Charakter der Songs unaufgeregt unterstreicht, machen das erste Soloalbum der Künstlerin zu einer 45-minütigen Auszeit vom Stress des Alltags.