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O Gajo: Trovoada (Review)

Artist:

O Gajo

O Gajo: Trovoada
Album:

Trovoada

Medium: LP/Download
Stil:

Weltmusik, Folk, Indie Pop

Label: Lusitanian
Spieldauer: 35:18
Erschienen: 27.06.2025
Website: [Link]

Weiße Wolken ziehen auf schwarzem Grund über das „Trovoada“-LP-Cover von O GAJO. Die Botschaft ist klar: Es wird finster, aber überall gibt es auch die hellen Momente, die hoffnungsvollen...

Dabei kommen O GAJO doch aus einem Land, in dem die Sonne fast immer scheint. Und eins, das auf spannende musikalische Traditionen zurückgreifen kann: Portugal! O GAJO greifen auf ihrem bereits fünften Album genau diese Traditionen auf und reichern sie mit modernen Rhythmen und muttersprachlichen, sehr gut solistisch wie im Satz gesungenen Texten an, die selbst wenn man deren Inhalt zwecks Sprachbarrieren nicht gleich erschließen kann, einen emotional berühren und ansprechen.


Hinter O GAJO verbirgt sich der portugiesische Musiker João Morais, der erstmals neben den modern aufgemischten musikalischen Traditionen seiner Heimat auch auf intensiven Gesang setzt. Eine Bereicherung, gerade weil man beim Hören beispielsweise an den ganz großen FABRIZIO DE ANDRÉ denkt. Diese Natürlichkeit und Schönheit verbunden mit liebgewonnenen Musik-Traditionen bestimmt von der ersten bis zur letzten Minute die Musik hinter „Trovoada“. Hinzu kommt der Einsatz einer Vielzahl traditioneller Instrumente, die für unsere Breiten nur wenig bekannt sind, aber einen spannenden – ein wenig an Indien erinnernden (Sitar oder Saz) – Klang verbreiten.


Zudem sorgen die Vielzahl von perkussiven Instrumente für eine breite rhythmische Klangvielfalt, welche für durchaus freudige Stimmungen sorgt, denen aber auch immer wieder viele dunkle und nachdenklich Momente beigemischt werden, die sicher im engen Zusammenhang mit den Texten stehen.

So beginnt das Album mit „Baile de Búfalos“ zwar kurz un knackig, spielt dabei aber schon die ganze Spannbreite von melodisch-rhythmisch bis träumerisch-melancholisch aus.


Die ruhigeren Seiten der Musik werden nach dem insgesamt flotten Start dann allerdings mehr und mehr.
Hierbei fühlt man die Natur- wie Heimatverbundenheit der Band hinter João Morais, sodass ein Song wie „Flores Silvestres“, auch ohne den Text zu verstehen, unmittelbar zum Träumen einlädt und dabei sein ganzes portugiesisches Flair entfaltet.


Der erste Song der LP-B-Seite setzt dagegen zu 100% auf portugiesische Traditionen und Instrumente. Ein Stück zur Nacht. Irgendwo zwischen Sonnenuntergang und Mitternacht angesiedelt. Da wird jeder Romantiker schwach – denn „Mar de Gente“ ist die vertonte blaue Stunde, der ein verträumtes Erwachen folgt. Auch den choralen Gesängen kann sich niemand entziehen, der sein Herz auf dem rechten Fleck trägt und dabei weit offene Ohren hat. Hätte sich Novalis damals bei den portugiesischen Seefahrern verdingt, dann hätte wohl einer seiner ersten lyrischen Versuche rund um die 'Blaue Blume' so oder zumindest ganz ähnlich geklungen.


Mit O GAJO taucht der Hörer tief in die unendlichen Weiten zwischen dem klaren Himmel ein, der sich während der Dämmerung am Horizont mit dem Meer zu vereinen scheint. Und damit wird die Vereinigung von LP-Cover und Musik optisch wie klanglich mehr als überzeugend vollzogen.
Eine Reise durch Portugal und seine Traditionen – direkt vor dem Plattenspieler. Wer also seinen so viel von irgendwelchen Tralala-Aktivisten gepriesenen CO2-Fußabdruck nicht überstrapazieren will, der plane seinen nächsten Urlaub mit „Trovoada“ von O GAJO vorm Plattenspieler anstatt ein Flugzeug nach Portugal zu besteigen. Und wer auf all diese Hühnerkacke oder furzende Kühe tatsächlich keinen Wert legt, der sollte beides genießen, anstatt sich von lebensunerfahrenen, alles besser wissenden Grünschnäbeln die Welt erklären zu lassen. Denn O GAJO beweisen, dass es eben mehr auf Traditionalismus, Lebenserfahrung und Natürlichkeit ankommt anstatt auf Aktionismus und dümmliche Großschnäuzigkeit im Sinne einer Sache, von der man im Grunde überhaupt keine Ahnung hat...


FAZIT: Portugal ist nicht nur eine Reise mit dem Flugzeug sondern auch auf der schwarzen Scheibe wert. Mit „Trovoada“ von O GAJO erlebt der Hörer die Vereinigung von traditionell inspirierter, zeitgenössischer Musik, die sich innovativ und faszinierend zwischen Tradition und Moderne entfaltet. Hierbei setzt die portugiesische Band auf traditionelle Instrumente sowie perkussive Klangwelten in Kombination mit elektrifizierten Rhythmen und erstmals im Falle von O GAJO – hinter denen sich João Morais als unangefochtener Kopf darstellt – auch auf portugiesischsprachige Texte. Ein Erlebnis für alle, die nicht nur als Touristen, sondern auch als Romantiker und Musikliebhaber Portugal genießen wollen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 58x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (18:13):
  • Baile de Búfalos (2:10)
  • Pedra sobre Pedra (3:06)
  • Filhos do Vendaval (2:52)
  • Flores Silvestres (3:42)
  • Marabunta (2:43)
  • Piratas do Tetê (3:30)
  • Seite B (17:05):
  • Mar de Gente (3:31)
  • Povo da Fenda (3:25)
  • Barca do Inferno (3:26)
  • Carregando a Cruz (3:16)
  • Velho Tocador (3:27)

Besetzung:

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